Der Immobilienmarkt musste in der Vergangenheit viele Hürden überwinden. Insbesondere in den letzten Monaten ist eine Entwicklung zu spüren, die in der gesamten Branche zu Unsicherheiten führt. In sämtlichen Medien kursieren zahlreiche unterschiedliche Meinungen und Zukunftsprognosen.
Wir wollen etwas Klarheit bringen! Mit unserer weit über 20-jährigen Marktkenntnis haben wir schon viele Entwicklungen innerhalb der Immobilienbranche miterlebt und können auf viele Erfahrungen zurückgreifen. Unsere Geschäftsführer*in Gisela Hechler und Volker Twachtmann nehmen Stellung zur aktuellen Immobilienlage und beantworten die derzeit wichtigsten Fragen.
1. Wie schätzen Sie die derzeitige Lage am Immobilienmarkt ein?
"Aktuell machen uns die Zinsen ein wenig Sorgen – seit Jahresbeginn haben sich diese von knapp ein Prozent auf über vier erhöht – da passen oft die Wünsche der Käufer zu dem was diese sich leisten können nicht mehr zusammen. Viele Interessenten warten gerade ab, wo die Reise hin geht und der Grund liegt hier nicht nur im Zinsniveau."
2. Wird es zum Platzen der Immobilienblase kommen?
"Die Frage ist ja, ob wir überhaupt eine Immobilienblase haben. Kennzeichen einer Immobilienblase sind hohe Leerstandszahlen, Bautätigkeit ohne Nachfrage, Mietrenditen bei Kapitalanlagen nahe Null. Das stellen wir bei uns jedoch nicht fest. Die Nachfrage nach Mietwohnungen ist konstant, günstige Wohnungen sind Mangelware, die Kaufpreise haben sich der Realität noch nicht ganz angepasst. Die Menschen sind verunsichert. Klar ist gerade die Nachfrage schwach, aber das wird sich in den nächsten Monaten finden."
3. Werden die Preise für Immobilien sinken oder weiter steigen?
"Das ist mit Sicherheit ein Blick in die Glaskugel, aktuell ist das schwer abzuschätzen und hier kursieren die unterschiedlichsten Meinungen. Wir haben am Mietmarkt einen deutlichen Nachfrageüberhang, der sich aufgrund des Zuzugs von Geflüchteten noch deutlich verstärken wird. Unkalkulierbare Baupreise beeinträchtigen die Bautätigkeit beim Neubau, gerade auch im günstigeren Segment wird es kaum noch Wohnungen geben – bleibt also die Bestandsimmobilie. Verknappung spricht gegen sinkende Preise. Andererseits sind nicht nur die Zinsen für viele Familien ein großes Problem sondern auch die Energiekosten, die damit verbundenen Anforderungen sowie Kosten für eine energetische Sanierung.
Wir erwarten, dass die Preise in den nächsten Monaten vermutlich weiter sinken werden, aber der Markt wird sich auch wieder erholen. Es sei denn, es kommt aufgrund der Inflation und Energiekosten/Knappheit zu einer massiven Rezession mit hoher Arbeitslosigkeit – dann kann der Markt kippen."
4. Wer kann sich noch eine eigene Immobilie leisten?
"Es sollte eine Portion Eigenkapital vorhanden sein und der Abtrag muss zum Einkommen passen und nicht bei einer kleinen Hürde zu einem großen Problem werden! Krankheit, Arbeitslosigkeit, Nachwuchs o.ä. sollten nicht dazu führen, dass die monatliche Kreditbelastung zusammen mit den Verbrauchskosten die Luft zum Leben nehmen oder gar die Finanzierung platzt."
5. Was sind die derzeitigen Herausforderungen in der Immobilienbranche?
"Corona mit seinen ganzen Einschränkungen haben wir so langsam im Griff, auch wenn es immer noch krankheitsbedingt zu spontanen Planänderungen kommt. Aktuell ist es eher eine Herausforderung, den Eigentümern klarzumachen, dass alles länger dauert. Die Finanzierungen brauchen länger, die Banken sind deutlich kritischer und verlangen viel mehr Unterlagen – sofern ein Käufer gefunden wurde. Es sind gegenüber 2021 deutlich weniger Käufer am Markt. Manchmal ist es nicht einfach, Budget und Wunschdenken beim Kauf einer Immobilie miteinander zu verbinden. Darüber hinaus ist es sehr schwierig geworden, die Renovierungs- und Modernisierungskosten vernünftig zu planen."
6. Was läuft in Deutschland anders/ besser/ schlechter als in anderen Ländern?
"Damit wären wir bei der Politik angelangt und dies wollen wir an dieser Stelle nicht vertiefen. Es wäre nur schön, wenn Entscheidungen mal bestand hätten und auch zügig umgesetzt werden …"
7. Ist es ratsam jetzt ein Haus zu (ver-)kaufen?
"Man muss sich sowohl als Verkäufer als auch als Käufer einen genauen Überblick über den Markt verschaffen und dann alles mit Geduld angehen. Zaubern kann derzeit niemand."
8. Wer profitiert derzeit von der Immobilienlage?
"Unserer Ansicht nach immer noch der Verkäufer."
9. Warum kursieren derzeit in den Medien so unterschiedliche Meinungen zum Markt?
"Es gibt Schwarzseher, Realisten und Träumer. Es ist einfach nicht klar, wie lange der Krieg alles auf dieser Welt beeinflusst, was mit der Inflation und den Energiekosten passiert. Unsere Regierung verunsichert die Menschen, sie hat keine klare und gemeinsame Linie – da ist es schwer eine Prognose abzugeben."
10. Was raten Sie Personen, die beabsichtigen in der nächsten Zeit eine Immobilie zu verkaufen?
"Schnell zu handeln, da die Preise immer noch gut sind und niemand weiß, was noch passiert."
11. Was raten Sie Personen, die beabsichtigen, in der nächsten Zeit eine Immobilie zu erwerben?
"Das Budget sehr sorgsam zu prüfen und auch an eventuelle Veränderungen in der Zukunft zu denken."
